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Mehmet O.

Mehmet O. (Name geändert) ist in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Er ging hier zur Schule und träumte davon eine eigene Bar zu besitzen. Mit gerade einmal 18 Jahren erfüllte er sich seinen Wunsch und übernahm die „Pilsbar Sonnenschein“ in der Nürnberger Südstadt.

Am 23. Juni 1999 fand Mehmet O. beim Putzen in seiner Bar eine Taschenlampe, die er nicht erkannte. Als er sie anschaltete, explodierte sie. Er überlebte, weil die darin versteckte Rohrbombe nicht richtig zündete, wurde aber trotzdem schwer verletzt. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.

„Ich hatte Angstzustände und konnte in Nürnberg nicht mehr so leben, wie ich vorher gelebt hatte. Ich habe Angst gehabt, vor die Tür zu gehen. (…) 2004 habe ich entschieden, Nürnberg zu verlassen.“

Nach knapp sechs Monaten wurden die Ermittlungen eingestellt und ein politischer Hintergrund konnte nicht festgestellt werden. Der unaufgeklärte Anschlag machte Mehmet O. schwer zu schaffen.

„Das Schlimmste war, als ich meine Aussage gegeben habe. (…) Ich wurde, wie viele andere Opferfamilien, auch beschuldigt: Ob es Versicherungsbetrug ist oder ob ich in einem falschen Milieu drin bin. Anstatt mich zu fragen, wie es mir geht, wurde ich jahrelang beschuldigt.“

Erst 2013, im Rahmen des „NSU-Prozesses“, dem Verfahren vor dem Oberlandesgericht München gegen Beate Zschäpe und andere, klärte sich, dass Mehmet O. das erste Opfer der Terrorgruppe war. Einer der Angeklagten sagte aus, dass der Taschenlampenanschlag in Nürnberg vom „NSU“ begangen worden sei. Mehmet O. ist eines der wenigen überlebenden Opfer des NSU. Er kritisierte die Durchführung des „NSU-Prozesses“ und setzt sich bis heute für ein Nicht-Vergessen ein.

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